Geschichtsfreunde-Sandbostel e.V.
Geschichtsfreunde Sandbostel e.V.,Kuhstraße 1, 27446 Sandbostel, Tel.Nr. 04764/921003

Phantom im Moor hat ein Gesicht


Gnarrenburg/Sandbostel. Bislang war sie so etwas wie ein „Phantom im Moor“. Die Torfwerk Sandbostel GmbH. Politik, Landwirtschaft, Naturschützer und Bürger sind verunsichert, dass neben dem heimischen Humuswerk in den vergangenen zwei Jahren ein neues Unternehmen im Gnarrenburger Moor auftauchte, um Flächen aufzukaufen beziehungsweise sich über Optionsverträge zu sichern (BZ berichtete). Nachdem bislang mehr oder weniger geräuschlos und diskret eine ganze Reihe von Verträgen abgeschlossen sind, tritt die Torfwerk Sandbostel GmbH jetzt erstmals an die Öffentlichkeit. Das Phantom bekommt ein Gesicht. Die BZ sprach mit dem Chef des Unternehmens, Olaf Meiners, dessen familiäre Wurzeln in die Region Gnarrenburg führen (siehe Artikel unten). Von Thomas Schmidt 
 
„Die Torfwerk Sandbostel GmbH ist ein Zusammenschluss von zwei langjährig im Torfabbau und der Erdenherstellung tätigen Unternehmen“, erklärt Olaf Meiners. Dies seien zu gleichen Anteilen die Firmen Gramoflor GmbH & Co. KG in Vechta und Meiners GmbH & Co. KG aus Borstel im Landkreis Diepholz. Satzungsitz der neu gegründeten Gesellschaft ist Sandbostel, Geschäftsführer ist Olaf Meiners. Der Unternehmer hat Verständnis dafür, dass die Aktivitäten seines Unternehmens die Bürger verunsichert haben. Doch sieht er neben der unternehmerischen Perspektive auch Chancen für die Region – bis hin zu der Schaffung von Arbeitsplätzen und einem sinnvollen Interessenausgleich zwischen Naturschutz, Landwirtschaft und Torfindustrie.

Wie berichtet, hatte das Landvolk Bremervörde nach den ersten Flächenaufkäufen beklagt, dass die Pachtpreise explodierten, weil die Flächen für die Landwirtschaft knapp werden. In Augustendorf wurde zudem die Sorge geäußert, dass das Dorf nach einer im Moorschutzprogramm vorgesehen Wiedervernässung zu einer „Insel“ werde.

Das „Vorranggebiet Gnarrenburger Moor“ hat eine Größe von 1 400 Hektar, von denen sich geschätzt 300 Hektar im Abbau befinden oder befanden. „Im nördlichen Bereich des Vorranggebietes beabsichtigen wir auf einer Fläche von 200 Hektar Torf abzubauen – und zwar in den Gemeinden Gnarrenburg und Sandbostel“, erklärt Meiners und beschreibt den geplanten Geschäftsumfang so: „Wir beabsichtigen die Erschließung einer Abbaufläche von etwa 200 Hektar. Im ersten Schritt werden wir die Aktivitäten auf den Abbau und die Vermarktung des Rohstoffs konzentrieren. Hierzu sind Investitionen in eine Verladeanlage mit professioneller Vermahlung und Absiebung notwendig.“

In einem zweiten Schritt – nach Erreichen einer Abbaufläche von 200 Hektar – sei die Errichtung einer Veredelung (Fabrikation von Erden) denkbar. Dies biete sich an, da der Transport von Torf zu anderen Fabriken teuer sei, wie der Unternehmer im Gespräch mit der BZ betont.

„Die Folgenutzung nach Torfabbau wird maßgeblich bestimmt vom Moorschutzprogramm und dem Leitfaden für Bodenabbau, die uns die Folgenutzung Wiedervernässung oder extensive Landwirtschaft vorschreiben“, erklärt Meiners den rechtlichen Rahmen, in dem sich sein Unternehmen bewegt. In besonderen Fällen könnte eine andere Folgenutzung zum Tragen kommen – zum Beispiel intensive Landwirtschaft. „Dies setzt jedoch das Einverständnis der betroffenen Entscheidungsträger voraus“, sagt Meiners mit Blick auf die Untere Naturschutzbehörde. „Ferner müssten die fachlichen Voraussetzungen (Untergrund, Vorflut) gegeben sein. Eine Bewertung der fachlichen Voraussetzungen für eine ,Folgenutzung Landwirtschaft‘ nach dem Torfabbau werden wir im Rahmen des Abbauantrages durchführen.“

 

Vor dem Oberlandesgericht

Auf Grundlage der regionalen Raumordnung hat das neue Unternehmen bereits 2010 damit begonnen, privat-rechtlich Flächen über Kauf- und Pachtverträge zu sichern. „Wir haben diese Verträge größtenteils als Option ausgestaltet“, erklärt Meiners. Die von uns gesicherten Flächen summieren sich auf 232 Hektar, wobei dies auch 47 Hektar Tauschflächen ohne Torfauflage beinhaltet. „Ferner beinhaltet dies Flächen, für die uns die Grundstücksverkehrsgenehmigung versagt wurde.“ Für solche Flächen hat die neue Gesellschaft beim Landwirtschaftsgericht Klage auf Erteilung der Grundstücksverkehrsgenehmigung erhoben. In erster Instanz wurde die Klage abgewiesen. Meiners will für diese Fälle Beschwerde einlegen, so dass in nächster Instanz das Oberlandesgericht entscheiden wird.

 

Die Sorge von Politik und Bürgern, dass eine Ortschaft wie Augustendorf zu einer „Insel“ mit wiedervernässten Flächen werden könnte, die bis an die Siedlung heranreichen, weist Meiners zurück: „Es ist falsch, dass von uns ein Abbau bis an die unmittelbare Grenze der Wohnbebauung beabsichtigt wird. Dies ist nie behauptet worden. Vielmehr beabsichtigen wir, einen über die bisherige Praxis hinausgehenden Mindesabstand einzuhalten.“ Nach seiner Kenntnisstand seien in der Vergangenheit Abstände von nur 50 Meter eingehalten worden, sagt der Unternehmer. „Die tatsächliche Abbaufläche reicht in einigen Fällen sogar über die in der Raumordnung vorgegebenen Bereiche hinaus, was allerdings vor Überarbeitung der letzten Regionalen Raumordnung erfolgte“, sagt Meiners. „Wir beabsichtigen nunmehr auf Selbstverpflichtungsbasis einen Mindestabstand von 200 Meter zur tatsächlichen Wohnbebauung einzuhalten.“

 

Windenergie im Moor?

Mit Blick auf die Landwirtschaft weist Meiners auf ein Thema hin, das im Moor bislang noch nicht in der Diskussion war: Windenergie. Die Raumordnung sehe für das Moor großflächig den Vorrang Torfabbau vor, Windenergie sei in der Raumordnung für dieses Gebiet nicht vorgesehen. Seitens der Landwirtschaft werde nun jedoch die Errichtung von Windenergieanlagen im Gnarrenburger Moor geprüft, betont Meiners.

 

„Das uns bekannte, ins Auge gefasste Windfeld liegt zu 100 Prozent im Torf-Vorranggebiet. Auf diese Weise werden die privat-rechtlichen Gespräche natürlich sehr erschwert und beide Nutzungen behindern sich teilweise gegenseitig“, kritisiert Meiners. Gegen eine Nutzung als Windenergiefeld habe er grundsätzlich nichts einzuwenden, solange der Torfabbau dadurch nicht behindert werde. „Eine parallele Nutzung der Flächen für Torfabbau und Windenergie halte er – unter diesen Umständen – unter dem Aspekt der Flächeneffizienz sogar für prüfenswert.“

 

Torfwerk Sandbostel

Die beiden Gesellschafter der Torfwerk Sandbostel GmbH sind die Firmen Gramoflor in Vechta und Meiners in Borstel. Gramoflor produziert und vertreibt insbesondere Kultursubstrate für den Erwerbsgartenbau. Die Absatzmärkte liegen insbesondere in Deutschland und im benachbarten Ausand. Die Produktion erfolgt an zwei Standorten in Vechta und Vörden (Landkreis Vechta). Gramoflor verfügt über eigene Abbauflächen in vier verschiedenen Landkreisen in Niedersachsen. Meiners produziert insbesondere Blumenerden für den Hobby-Gartenbau (Baumärkte, Gartencenter). An Hersteller von Kultursubstraten wird Torf auch als Rohstoff vermarktet. Der Vertrieb der Hobby-Erden erfolgt über die Floragard Vertriebs-GmbH für Gartenbau, das Rohstoff-Geschäft erfolgt in Eigenregie. Die Produktion und Torfgewinnung erfolgen hauptsächlich am Standort Borstel bei Sulingen, der auch Firmensitz ist.

 

Es ist falsch, dass von uns ein Abbau bis an die unmittelbare Grenze der Wohnbebauung beabsichtigt wird.

 

Olaf Meiners